Tagfalterinventar 2011/12

Der Verein Schmetterlingsförderung im Kanton Zürich hat in den Jahren 2011 und 2012 die Bestände der Tagfalter neu erhoben. Die Daten zeigen, dass die Bestände vieler Tagfalterarten in den letzten zwanzig Jahren trotz erfolgreicher Fördermassnahmen geschrumpft sind. Das Inventar wird nun dazu genutzt, den Schutz und die Förderung der Schmetterlingsfauna im Kanton Zürich zu verbessern.

Artenvielfalt konstant, Bestände rückläufig
In den Jahren 2011/12 erfasste der Verein Schmetterlingsförderung im Kanton Zürich die Bestände der Tagfalter in 46 Zürcher Gemeinden. Er wiederholte damit einen Teil der Aufnahmen des Tagfalterinventars 1990/92. Gezählt wurden 82 Arten, zwei Arten mehr als im Inventar von 1990/92. Rechnet man die Arten mit ein, die in den nicht inventarisierten Gebieten vorkommen, besteht die Tagfalterfauna des Kantons heute aus gut 91 Arten. Die scheinbar gute Nachricht trügt, denn in den letzten zwanzig Jahren hat sich die Zusammensetzung der Arten verändert und die Bestände vieler Arten sind geschrumpft. Zwei Falterarten sind sogar ausgestorben: das Grosse Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia) und der Betonien-Dickkopffalter (Carcharodus floccifera). Alarmierend ist, dass Verbreitung und Bestand bei mehr als 26 Prozent der Arten zurückgegangen sind, während sie gerade mal bei 16 Prozent der Arten zugenommen haben. Arten, welche spezifische Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, sind besonders stark vom Rückgang betroffen. Dazu gehören die Tagfalter der trockenen Magerwiesen und -weiden sowie Arten von Feuchtgebieten.

Verlust geeigneter Lebensräume
Die Hauptursache der Bestandesrückgänge ist der anhaltende Verlust an geeigneten Lebensräumen. Die immer intensivere Produktion im Landwirtschaftsgebiet und im Wald gefährdet die Artenvielfalt nach wie vor am stärksten. Genauso nachteilig wirkt sich die totale Nutzungsaufgabe von landwirtschaftlich unrentablen Flächen aus. Doch während sich die Abnahme der Lebensräume immerhin verlangsamt hat und mit Naturschutzflächen und dem Ökoausgleich im Landwirtschaftsgebiet Gegensteuer gegeben werden konnte, sind im Verlauf der letzten Jahre weitere Ursachen dazugekommen. Zum Beispiel trägt die Klimaerwärmung zum Verschwinden geeigneter Lebensräume bei. So sinkt zuweilen der Grundwasserspiegel im Sommer tiefer und Feuchtgebiete trocknen entsprechend häufiger aus. Feuchtigkeitsliebende Pflanzen und die darauf angewiesenen Falter werden seltener.

Erfolgreiche Artenschutzmassnahmen
Das Tagfalterinventar 2011/12 zeigt, dass sich die Gesamtsituation der Tagfalter im Kanton im letzten Vierteljahrhundert weiter verschlechtert hat. Die Qualität und die Ausdehnung der heutigen Naturschutzflächen reichen nicht aus, um die vorkommenden Arten zu erhalten. Ohne die Anstrengungen von Behörden, Bewirtschaftern, Schutzorganisationen und Verein sähe die Situation heute allerdings schlechter aus. Mehrere gefährdete Arten, auf die in den letzten Jahren besonderes Augenmerk gelegt worden war, konnten lokal gefördert und erhalten werden. Gezielte Artenschutzmassnahmen sind bei vielen Faltern also wirkungsvoll. Dank des neuen Inventars lässt sich die Strategie zur Förderung der Arten nun weiter schärfen. So werden etwa die Zielartenlisten der Falter angepasst, die von der Fachstelle Naturschutz und dem Verein spezifisch gefördert werden.

Weitere Informationen

Infoblätter Vereinszielarten

Verbreitungskarten

Für 42 Tagfalterarten bestehen Verbreitungskarten (PDF-Downloads) für den Kanton Zürich. Sie basieren auf dem Tagfalterinventar 2011/12:

Grosser Schillerfalter (Apatura iris)
Märzveilchen-Perlmutterfalter (Argynnis adippe)
Dunkelbrauner Bläuling (Aricia agestis)
Hainveilchen-Perlmutterfalter (Boloria dia)
Veilchen-Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne)
Violetter Silberfalter (Brenthis ino)
Brombeerzipfelfalter (Callophrys rubi)
Betonien-Dickkopffalter (Carcharodus flocciifera)
Gelbwürfliger Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon)
Grosses Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia)
Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades)
Zwergbläuling (Cupido minimus)
Gelbbinden-Mohrenfalter (Erebia meolans)
Dunkler Dickkopffalter (Erynnis tages)
Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia)
Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni)
Braunauge (Lasiommata maera)
Mauerfuchs (Lasiommata megera)
Senfweissling (Leptidea sinapis/reali)
Kleiner Eisvogel (Limenitis camilla)
Dunkler Feuerfalter (Lycaena tityrus)

Kleiner Moorbläuling (Maculinea alcon)
Schachbrett (Melanargia galathea)
Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia)
Silberscheckenfalter (Melitaea diamina)
Westlicher Scheckenfalter (Melitaea parthenoides)
Blauauge (Minois dryas)
Grosser Fuchs (Nymphalis polychloros)
Grosser Kohlweissling (Pieris brassicae)
Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus)
Zweibrütiger Würfelfalter (Pyrgus armoricanus)
Kleiner Nördlicher Würfelfalter (Pyrgus malvae)
Brauner Eichenzipfelfalter (Satyrium ilicis)
Pflaumenzipfelfalter (Satyrium pruni)
Roter Würfelfalter (Spialia sertorius)
Gewöhnliches Widderchen (Zygaena filipendulae)
Grosses Fünffleck-Widderchen (Zygaena lonicerae)
Beilfleck-Widderchen (Zygaena loti)
Thymian-/Bibernell-Widderchen (Zygaena purpuralis/minos)
Hufeisenklee-Widderchen (Zygaena transalpina)
Sumpfhornklee-Widderchen (Zygaena trifolii)
Kleines Fünffleck-Widderchen (Zygaena viciae)