Landschaftsprojekt Oberes Tösstal
Das Obere Tösstal ist ein Hotspot für die Tagfaltervielfalt im Kanton Zürich. Hier konnten sich bis heute mehrere seltene Arten halten, die im übrigen Kantonsgebiet verschwunden oder sehr selten geworden sind. Verantwortlich dafür ist die hohe ökologische Qualität vieler Lebensräume, unter denen magere Wiesen, extensiv genutzte Weiden oder lichte Waldflächen besonders wichtige Lebensräume für die Tagfalter sind. Der allgemeine Rückgang der Tagfaltervielfalt im Kanton Zürich macht jedoch auch vor dem Tösstal nicht Halt: Einige Arten finden sich nur noch in sehr kleinen Beständen und an wenigen Stellen.
Der Frühlingsscheckenfalter (Hamearis lucina) verliert in den Tieflagen immer noch an geeigneten Lebensräumen. Im Landschaftsprojekt Oberes Tösstal soll neuer Lebensraum geschafften werden, um den Rückgang zu stoppen, z.B. durch Holzschläge zum Wiederöffnen von artenreichem Grünland. Fotos: Heiri Schiess
Holzschläge wie hier in Bauma (Teilprojekt Chollerloch) sind notwendig, um artenreiches Grünland für seltene Tagfalterarten zu erhalten. Fotos: Heiri Schiess
Aktivitäten bündeln zugunsten der Artenvielfalt
Der Verein ist bereits seit vielen Jahren im Tössbergland tätig, in kleineren und grösseren Projekten. Seit 2017 wertet der Verein den ganzen Landschaftsraum auf und zwar im Rahmen des Landschaftsprojekts Oberes Tösstal (Projektperimeter siehe Karte). Finanziert von zielverwandten Stiftungen und Sponsoren und in enger Zusammenarbeit mit allen im Wald und Feld tätigen Akteuren werden verwaldende Wiesen wieder geöffnet, die Bewirtschaftung von artenreichen Wiesen und Weiden optimiert, Wälder gezielt aufgelichtet etc. Damit kann den Faltern verloren gegangener Lebensraum zurückgegeben und die Vernetzung bestehender Vorkommen verbessert werden. Denn nur so können die Bestände und damit die Tagfaltervielfalt im Tösstal langfristig erhalten bleiben.
Mit den Massnahmen im Tösstal werden drei Vereinszielarten besonders gefördert: Der Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa), der Waldteufel (Erebia aethiops) sowie der Frühlingsscheckenfalter (Hamearis lucina, siehe Abb., vorgestellt im Papillon 20). Dringenden Förderungsbedarf haben aber auch viele weitere Arten, z.B. der Grosse Perlmutterfalter (Argynnis aglaja) und das Kleine Fünffleck-Widderchen (Zygaena viciae). Die Lebensraumaufwertungen nützen nicht nur den Tagfaltern, sondern auch vielen weiteren gefährdeten Tier- und Pflanzenarten.
Projektperimeter des Landschaftsprojekts Oberes Tösstal. Karte: Heiri Schiess
Auszeichnung Elisabeth und Oscar Beugger-Preis
Das Landschaftsprojekt Oberes Tösstal wurde mit dem Elisabeth und Oscar Beugger-Preis ausgezeichnet. Der Preis wird alle zwei Jahre an herausragende Naturschutzprojekte vergeben. Das Thema des Jahres 2020 war: «Beispielhaftes Projekt, das dem Insektensterben entgegenwirkt und damit positive Auswirkungen auf die Natur hat». Das Landschaftsprojekt Oberes Tösstal hat die Jury überzeugt und den Preis von 50‘000.- gewonnen.
An der Preisverleihung vom 29. September 2020 in Bauma erläuterte Daniel Wirz, Mitglied der Pro Natura-Geschäftsleitung, warum das Landschaftsprojekt den Preis für beispielhafte Projekte gewonnen hat. Nach dem offizielen Teil besuchten die Gäste das Projektgebiet und besichtigten verschiedene Flächen und Aufwertungsmassnahmen des prämierten Projekts. Lesen Sie im Papillon Herbst 2020 den vollständigen Bericht oder schauen Sie sich die zahlreichen Pressebeiträge an.
Bild links: Urkundenübergabe zum Elisabeth und Oscar Beugger-Preis. Von links nach rechts: Heiri Schiess (Projektleiter), Simone Bossart (Geschäftsführerin Verein), Markus Müller (Präsident Verein), Roman Jermann (Präsident der Emanuel und Oscar Beugger-Stiftung), Pascal Jacot-Guillarmod (Vizepräsident Zentralvorstand Pro Natura) und Andreas Murbach (Stiftungsrat der Emanuel und Oscar Beugger-Stiftung). Bild rechts: Exkursionsleiterin Corina Schiess erläutert die Massnahmen zugunsten des Frühlingsscheckenfalters.Fotos: Manuela Di Giulio